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Perfekt vs. Präteritum

Perfekt oder Präteritum? Vor diesem Problem stehen Schreibende häufig. Entscheidungshilfen finden Sie hier.

Das Perfekt ist eine Zeitform, mit der ein Geschehen oder ein Zustand aus der Sicht des/der Sprechenden zwar als vollendet gesehen und somit durchaus der Vergangenheit zugeordnet wird, durch die Präsensform des Hilfsverbs jedoch ein Bezug auf den Sprechzeitpunkt erhalten bleibt. Das Perfekt wird oft auch als vollendete Gegenwart bezeichnet.

Beim Präteritum hingegen handelt es sich um die Zeitform, die ein Geschehen oder einen Zustand als abgeschlossen und vergangen sieht und die keinerlei Bezug zur Gegenwart herstellt. Bekannt ist das Präteritum auch unter der Bezeichnung Imperfekt.

Da man sich mit beiden Tempora auf die Vergangenheit beziehen kann, überschneiden sich ihre Funktionsbereiche häufig, oftmals sind beide Vergangenheitsformen austauschbar: Wir verbrachten den Sommer in der Stadt. Wir haben den Sommer in der Stadt verbracht. – Kolumbus entdeckte Amerika. Kolumbus hat Amerika entdeckt.

In der geschriebenen Standardsprache ist das Präteritum das Grundtempus des chronologischen Erzählens, der Klassiker in literarischen Erzähltexten wie auch in Gebrauchstexten und Berichten: Wir starteten in La Guardia, New York, mit dreistündiger Verspätung infolge Schneestürmen. Unsere Maschine war, wie üblich auf dieser Strecke, eine Super-Constellation. Ich richtete mich sofort zum Schlafen, es war Nacht. (Max Frisch: Homo Faber)

In der gesprochenen Sprache hingegen wird überwiegend im Perfekt erzählt: Wir haben uns jetzt getrennt. Ich habe mir eine eigene Wohnung genommen und er ist bei seiner Neuen eingezogen.

Ist das Prädikat im Satz allerdings bereits mehrteilig, sodass es bei einer Perfektform mindestens dreiteilig wäre – dies ist beispielsweise bei der Verbindung von Modalverben + Infinitiv der Fall –, wird auch in der gesprochenen Sprache dem Präteritum der Vorzug gegeben: Ich habe noch nicht angerufen, weil ich noch so viel zu tun hatte und nicht abschätzen konnte, wie lange ich brauchen würde. Die Perfekt-Variante … weil ich noch so viel zu tun gehabt habe und nicht habe abschätzen können … wird als eher umständlich empfunden.

Nicht ersetzt werden kann das Perfekt durch ein Präteritum immer dann, wenn ein in der Vergangenheit angesiedelter Sachverhalt auf den Sprechzeitpunkt bezogen ist, sich Konsequenzen für die Gegenwart ergeben: Ich habe meinen Schlüssel verloren. Er ist einfach weg! –  Es hat geschneit! Wir können einen Schneemann bauen. 

In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Perfektbildung mit haben/sein.

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